Ich habe ja eine Schwäche für Aussichtsplattformen jeglicher Art (solange es nicht Kirchtürme mit engen Treppen oder wackligen Leitern sind). Daher war für mich klar dass ich unbedingt auf den Tokyo Sky Tree hinauf musste. In 450 m Höhe die Aussicht über die gesamte Stadt genießen, mit etwas Glück sogar den Fuji sehen, da konnte ich nicht nein sagen. Im Gegensatz zu vielen anderen Attraktionen gelang es mir tatsächlich relativ leicht, für den Montag ein Ticket zu ergattern. Das Kombi-Ticket für die Galerie und das „normale Deck“ in 350 m Höhe war mit 3100 ¥ zwar nicht gerade billig, aber wann gibt es schon mal so eine Gelegenheit, das dritthöchste Gebäude der Welt zu „besteigen“?
Ich hatte erst überlegt dort einfach hin zu laufen – von Ueno war es nicht so weit. Aber dann war cih doch recht spät dran, und da ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, dass man unbedingt pünktlich sein müsse, nahm ich dann die U-Bahn. Wie immer klappte das alles reibungslos – inzwischen kannte ich auch die Wege and den Bahnhöfen.
Hinauf auf den Sky Tree
Ich hatte gleich für morgens um 10 Uhr, direkt nach der Öffnung, gebucht. Als ich ankam war die Schlange schon recht lang. In typisch japanischer Effizienz wurden wir fein säuberlich in Grüppchen sortiert, wie am Flughafen auf Waffen und andere Gefahrgüter durchsucht. Nach etwa 15 Minuten Wartezeit durften wir dann endlich in den Aufzug einsteigen. Der Aufzug war zügig, aber nicht der schnellste den ich so bisher erlebt hatte. Die Ohren ploppten trotzdem.
Man kommt dann erstmal auf dem Tembo Deck in 350 m Höhe an. Schon von hier aus war die Aussicht sensationell. Die vielen Besucher verteilten sich ganz gut und man konnte prima Fotos schießen. Durch die getönten Glasscheiben war das zwar etwas schwieriger als erwartet, aber mit einer Digitalknipse hat man ja quasi unendlich viele Versuche.
Man läuft quasi einmal um den Turm herum und kommt dann etwa 10 Stockwerke tiefer am Ende an. Von dort aus kann man dann einen separaten Aufzug zurück zum Deck nehmen, oder nach unten weiter fahren.
Ganz nach oben
Ich reihte mich dann aber zügig für die Tembo Galerie in 450 m Höhe ein. Und das hat sich auf jeden Fall gelohnt. Es waren dort doch deutlich weniger Besucher unterwegs, und die Aussicht war eben noch ein ganzes Stück besser, auch weil die Fenster viel weiter runter reichten. Ich konnte natürlich alle die Orte sehen an denen ich schon war: Asakusa, der Park in Ueno mit den ganzen Museen, Minato und Odaiba und sogar den Shinjuku Gyoen. Und als Highlight war die Sicht bis zum Fuji einigermaßen klar. Das sollte auf dieser reise auch die beste Gelegenheit bleiben, den heiligen Berg abzulichten.
Es gab aber auch viele andere interessante Details wie z.B. das Hauptgebäude der Asahi Brauerei mit einem merkwürdigen „Ding“ auf dem Dach, oder die Sakura-Brücke über den Sumida. Die endlosen Häuserreihen, die sich bis zum Horizont erstreckten, waren einerseits beeindruckend, andererseits auch ein bisschen erschreckend. Ich bekam zum ersten Mal ein Gefühl für die Dimensionen einer Megastadt, ganz anders als in China, wo man zwar endlos durch die Stadt fuhr, man aber trotzdem nicht so erschlagen wurde (erschlagen waren wir auf der Reise ja eh)
Chillaxing
Die Zeit drängte jedoch – man hat nur eine Stunde für den Aufenthalt, auch wenn ich nirgendwo erkennen konnte wie das kontrolliert würde, und ich hatte ja auch noch andere Dinge vor. Ich fuhr also wehmütig wieder in die „untere“ Etage. Es blieben mir noch etwa 20 Minuten.
Ich schlenderte noch etwas herum, dann fiel mir ein, dass es dort ja auch einen Glasboden gibt. Nun habe ich zwar massive Höhenangst (komischerweise nicht in so festen Gebäuden), aber das erschien mir doch recht sicher. Ich stellte mich also mutig auf das Fenster, hielt den Atem an und schaute herunter. Das ist schon krass! Es geht wirklich direkt herunter, ohne irgendetwas dazwischen. Man kann lediglich die Stützstrukturen des Turms sehen, ansonsten ist da NICHTS! Also nichts für schwache Nerven. Ich hatte das aber gut verkraftet und ließ mich sogar dazu überreden, am Fotostand ein paar Bilder von mir machen zu lassen.
Jetzt wäre es eigentlich langsam Zeit gewesen, wieder herunter zu fahren. Ich hatte aber partout keine Lust und beschloss mich noch ein bisschen in der Cocktailbar einzunisten. Dort war man nämlich von dem Zeitlimit befreit, wie ich schlauerweise entdeckt hatte. Gesagt, getan! Nach weiteren 10 Minuten Schlange stehen durfte ich dann rein, bestellte mir einen „Layer Cake“ und den „Sky Tree“-Signaturcocktail (mit viel Blue Curaçao!) und platzierte mich am Fenster. Gemütlich verspeiste ich die Leckereien und genoss noch einmal die Aussicht. Cocktail, Kuchen und Panorama – was will man mehr!