Tag 2 – Museumstag

Alternativprogramm: Museumstag

Schmuddelwetter in Ueno :-/
Schmuddelwetter in Ueno :-/

Am Abend schaute ich den Wetterbericht: Es war für einige Regionen Schnee angesagt! Unter anderem auch für die Kantō-Region. Das fand ich nicht so toll, aber Amber meinte, so schlimm würde es schon nicht werden. Und tatsächlich, am nächsten Morgen schneite es leicht. Die Straßen waren mit einer leichten Puderzuckerdecke überzogen, und es war kalt und noch windiger als am Tag zuvor. Ich hatte, als ich den Ueno-Park erforschte, schon einige Museen bemerkt. So war schnell klar: Heute war ein Museumstag angesagt. Für den Abend war ich sowieso verabredet und wollte daher nicht zu lange unterwegs sein. Das passte also prima!

Ich machte mich also wieder auf den Weg zum Bahnhof, denn die beiden Museen, die ich besichtigen wollte, lagen unmittelbar daneben:

  • Das Nationalmuseum Tokio
  • Das Nationalmuseum der Naturwissenschaften

Das würde eine gute Mischung aus Geschichte und Wissenschaft ergeben. Einige spannende Kunstmuseen gab es auch in der Gegend, aber ich dachte mir (korrekterweise), dass ich mit diesen zwei schon genug ausgelastet sein würde.

Ich klappte also den Kragen hoch und trotzte dem eisigen Wind. Es schneite immer noch. Ich konnte es kaum erwarten in Kyushu demnächst ein paar sonnige Tage zu erleben. Schließlich hatte ich gehofft, dem Sauwetter in Deutschland entfliehen zu können….

Nationalmuseum Tokio

Das Nationalmuseum Tokio ist das älteste und größte Museum in Japan. In fünf verschiedenen Gebäuden erhält man einen tiefen Einblick in die japanische (Kunst-)Geschichte, die Kunst Asiens im allgemeinen, und der japanischen Archäologie. Man kann sich dort problemlos einen ganzen Tag beschäftigen und hat doch noch nicht alles gesehen.

Notgedrungen konzentrierte ich mich auf zwei Abteilungen:

Die Japanische Galerie

Hier erhält man einen Überblick über die japanische Kunst von 10.000 v. Chr. bis in das späte 19. Jahrhundert. In 24 Ausstellungsräumen werden alle Bereiche, von Keramik, Skulptur, Holzschnitt, Seidenmalerei und Kalligrafie, aber auch Schwertschmiedekunst und historische Rüstungen abgedeckt. Leider durfte man in vielen Räumen nicht fotografieren, und insbesondere die großartigen Seidenmalereien ließen sich nicht wirklich zufriedenstellend in ihrer ganzen Pracht abbilden. Ich kann daher wirklich nur allen empfehlen, sich vor Ort selber ein Bild zu machen 😉

Die Handlung der Mäusehochzeit wird hier (leider nur in Englisch) noch einmal gut zusammengefasst. Die Liebe zum Detail in den Zeichnungen ist ganz außerordentlich. Derartige Märchen waren in der Muromachi-Zeit im 16. Jahrhundert ein beliebtes Motiv.

Heiseikan

Im Heiseikan ist die Ausstellung zur japanischen Archäologie untergebracht. Unter anderem findet man hier die ältesten polierten Steinwerkzeuge der Welt, aus der Altsteinzeit, ca. 30.000 v. Chr.!

Leider waren hier ebenfalls fast überall Fotos verboten.

Nach gut vier Stunden (eigentlich hatte ich nur zwei Stunden bleiben wollen) meldete sich dann der Hunger sehr deutlich, und ich steuerte das Restaurant im Museum an. Dort bekam ich ein sehr leckeres Menü mit Soba und Tempura, das meine Energiereserven wieder auffüllte. Zuvor hatte ich im Museumsshop noch ein paar Omiyage für mich und ein paar meiner Freunde erstanden.

Mittagessen im Nationalmuseum - Stärkung für den zweiten Teil im Museumstag!
Mittagessen im Nationalmuseum

Nationalmuseum der Naturwissenschaften

Gut gestärkt ging es dann zum Nationalmuseum der Naturwissenschaften. Ich bin ja ein großer Fan von Wissenschaftsmuseen und dementsprechend war ich auch sehr gespannt, was mich dort erwarten würde.

Die Dinosaurierausstellung im Wissenschaftsmuseum
Die Dinosaurierausstellung im Wissenschaftsmuseum

Das Museum hat insgesamt sieben Level zu bieten, die sich auf zwei Gebäude verteilen. Im moderneren Neubau kann man unter anderem eine Dinosaurier-Austellung finden, und diverse Abteilung über Ökosysteme, Gefahrenprävention, Klimaschutz. Ausserdem gab es Raumfahrt- und generell Technikabteilungen. Viel davon natürlich unter einem spezifisch japanischen Gesichtspunkt. Besonders spannend fand ich neben den Dinos die Abteilung über japanische Raumfahrt sowie die Sektion im Keller über die japanischen Nobelpreisträger in den Bereichen Naturwissenschaften.

Im zweiten Gebäude gab es dann noch spezifische Austellungen zu den Ökosystemen in Japan. Das war dann schon sehr speziell und es gab auch recht wenig Übersetzungen, so dass ich viel auf Google Translate zurückgreifen musste. Spannend war es trotzdem, aber ich denke für ein internationales Publikum vielleicht dann nicht ganz so attraktiv.

Abendessen

Das Museum schloß um 17 Uhr, und ich machte mich auf den Weg „nach Hause“. An diesem Abend hatte ich ein „Date“: Mein Chef hatte mir einen Kontakt zu einem Mitarbeiter bei unserem japanischen Reseller vermittelt. Dieser hatte große Lust, einmal jemand von uns zu treffen, und ich hietl es ebenfalls für eine nette Idee. Wir hatten einen Treffpunkt um 18:15 bei einer der markanten Statuen im Bahnhof Ueno ausgemacht, so dass ich noch ein bisschen Zeit hatte, mich zu richten. Also schnell geduscht, die am wenigsten dreckigen Klamotten gesucht, und ab ging es.

Fusion im Izakaya

Er hatte ein Separée in einem Izakaya gebucht: https://irohaueno.owst.jp/en/. Das war dann ein anderes Essenserlebnis als in Takahashi, aber genau so gut. Es gab dort… hm… einen spassigen Fusion-Mix: „Japanische Interpretationen westlicher Küche“, z.B. eine Art Kartoffelsalat mit Schnitzelchen, aber auch traditionelle Kleinigkeiten, sehr viele verschiedene, so dass ich sie größtenteils schon wieder vergessen habe. Es war aber wahnsinnig lecker. Ein bisschen unheimlich fand ich, dass die Bedienung, die wohl vor der Tür saß, alles was wir bestellten fast augenblicklich anbrachte. Als könnte sie Gedanken lesen.

Ich unterhielt mich sehr nett mit ihm und lernte eine ganze Menge über die Orte die ich besuchen wollte – er hatte in Sendai studiert, und da wollte ich ja auch hin, kam aber ursprünglich aus Kyoto, das war auch ein Ziel auf meiner Rundtour. Da er beruflich öfter nach Deutschland reiste war es ganz interessant, einmal seine Sicht auf mein Heimatland zu erfahren. Leider hatte er es bisher noch nicht nach Tübingen geschafft. Vielleicht beim nächsten Aufenthalt im Stuttgart Raum…

So gegen 21:00 brachen wir dann auf, er musste am nächsten Tag arbeiten und ich war auch ganz schön „durch“. Eigentlich hatte ich geplant noch ein bisschen das Nachtleben zu erkunden, aber ich war nicht so super gekleidet und auch einfach zu müde. Für den nächsten Tag hatte ich auch ein zwar nicht anstrengendes, aber doch langes Programm geplant, und deshalb ging es dann gleich ins Bett.