Tag 4: Odaiba

Gut ausgeruht lachte mich am nächsten Tag ein wahres Kaiserwetter an. Ich hatte mich mit Amber am Abend vorher schon besprochen was man denn so machen könnte. Zum Wandern war es etwas kurzfristig, und die Enoden dürfte am Sonntag wohl sehr voll sein. Den Sky Tree hatte ich für den darauffolgenden Tag gebucht. So schlug sie vor, es doch mal mit der Vergnügungsinsel Odaiba zu versuchen.

Damit konnte ich so spontan nichts anfangen, aber eine kurze Recherche ergab dass das wohl ganz lustig werden dürfte. Viele Einkaufsgelegenheiten, eine vollanimierte Mecha-Statue in Lebensgröße, ein Wissenschaftsmuseum und generell mal was anderes als immer nur Tempel.

Über sieben Brücken musst du gehen (naja eine halt)

Auf der Brücke
Auf der Brücke

Gut gelaunt machte ich mich also auf den Weg. Für den Hinweg hatte ich mir vorgenommen, die Tokio Bay über die Rainbow Bridge zu überqueren, von der man einen grandiosen Blick auf die Skyline von Tokio haben dürfte (Spoiler-Alert: dem ist so). Ich fuhr also mit der Yurikamome-Line bis nach Shibaura-futo. Das war schon der erste spannende Teil des Abenteuers, denn die Yurikamome ist (genauso wie die Monorail nach Haneda) vollautomatisiert. Natürlich klappte alles reibungslos, und ich machte mich auf den Weg zur Brücke. Ein paar wenige Touris suchten ebenfalls den Eingang.

Nordseite oder Südseite? Von der Nordseite würde man einen tollen Ausblick auf Tokio haben, während Odaiba bei Tag mir nicht so spannend erschien. Nach ein bisschen Rumgesuche fand ich dann schließlich den richtigen Aufzug und machte mich auf einen etwa 30-minütigen Fussmarsch. Es war recht windig, was aber in Anbetracht der schon kräftig brutzelnden Sonne mir gerade recht kam. Verkehr gab es um die Uhrzeit so gut wie keinen, und so konnte ich ganz unbehelligt von lärmenden Motoren gemütlich rüberschlendern. Ich ließ mir Zeit, um jede Menge Fotos zu schießen, und kam dann so gegen 11:30 endlich in Odaiba an.

Mecha-Madness und Zuckerwatte-Eis

Mampf

Ich verspürte jetzt schon einen leichten Mittagshunger und machte mich daher schnurstracks Richtung Fuji-TV-Gebiet auf. Das Fuji TV Gebäude war schwer zu übersehen, und ich hielt mir den Plan offen, eventuell am Nachmittag dort die Aussichtsplattform zu nutzen. Zuerst ging es aber ins Diver City, eine große Mall mitten in dem Fuji-Gebiet. Das ELK, auf das ich mich eigentlich gefreut hatte, war leider dauerhaft geschlossen, aber in der riesigen Food-Mall im Obergeschoß gab es trotzdem genug Auswahl. Mehr als genug, um ehrlich zu sein, denn ich lief prompt in mein altes „Ich kann mich einfach nicht entscheiden“-Problem hinein. Letztendlich landete ich dann im Torikai-Express, ich habe zwar immer noch keine Ahnung, was ich da bestellt habe, irgendwas mit Hühnchen halt, es war aber sehr lecker, günstig und sättigend.

Eis aus der Decora Creamery

Soweit, so gut. Ein Nachtisch musste natürlich auch sein, und da hatte ich schon das Decora Creamery fest eingeplant. Jede Menge fancy Eiscreme in den wildesten Geschmacksrichtungen, zusammen mit buntester Zuckerwatte, das klang so verrückt wie ich es von Japan erwartet hatte. Der Stand war nur ein paar Schritte entfernt, die Warteschlange allerdings beträchtlich. Aber im Schlangestehen hatte ich inzwischen schon Übung. Ich schaute den Kindern (und Erwachsenen) zu, wie sie sich begeistert ein Eis zusammenstellen und dann noch an der Fotowand ein paar Erinnerungsfotos schießen ließen. Da war ich natürlich sehr gespannt. Nach etwa 15 Minuten kam ich dann auch dran, und nach dem üblichen „Lost in translation“-Debakel hatte ich dann mein Eis in der Hand.

Nun ja… Sehr, sehr, sehr süß, was sicher den Bergen an Zuckerwatte geschuldet sein dürfte. Daher auch recht kompliziert zu Essen. Das Eis selber (ich hatte Matcha-Sea Salt) war ganz lecker, ich werde aber mit Softeis einfach nicht warm. Für mich kein Vergleich zu einem guten italienischen gelato. Sorry, Japan 😉 Es war aber schon ganz gut, und ich schlabberte es langsam weg, saute mich kräftig ein, und dann ging es weiter.

GUNDAM

Die Gundam-Statue von hinten

Jetzt wollte ich natürlich auch die berühmte GUNDAM-Statue vor dem Diver City sehen! Schließlich war das einer der Hauptgründe weshalb ich überhaupt das Diver City angesteuert hatte. Auch wenn ich mit diesen ganzen Mecha-Universen recht wenig anfangen kann, fand ich das natürlich schon spannend. Tatsächlich gehörte das gesamte untere Stockwerk der Mall in der einen oder anderen Weise dazu.

Auf den Treppenstufen gab es noch die Endausscheidung irgendenes Wettbewerbs für eine J-Pop/Rock-Mädelsband. Leider war ich schon deutlich zu spät dran um wirklich viel davon mitzubekommen. Ich applaudierte artig, und dann ging ich zu der großen Menschentraube um den Mecha.

Und ja, das Ding ist wirklich beeindruckend, wenn man so direkt davor steht. Das Ding ist 18 Meter hoch und 25 Tonnen schwer! Im Moment bewegte es sich zwar nicht, aber ich plante schon die Show am Abend dann noch mitzunehmen. Das Wetter war prächtig, und so sammelten sich jede Menge Menschen jeden Alters um den Roboter.

Das Merchandise interessierte mich allerdings nicht so, und insofern trödelte ich nicht und begab mich lieber zum Miraikan. Ich war auch schon recht spät dran.

Im Miraikan

Auf das Miraikan war ich besonders gespannt. Wissenschaftsmuseen waren schon immer mein Ding, und ich war neugierig wie es wohl so im Vergleich zum Technorama abschneiden würde. Ich war leider doch schon recht spät dran, das Museum schließt bereits um 17 Uhr, und so blieben mir nur knapp zwei Stunden, in die verschiedenen immersiven Ausstellungen einzutauchen.

Der Fokus liegt hier schon darauf, Wissenschaft leicht zugänglich zu machen. Vieles kannte ich natürlich schon, aber die Präsentation war oft doch noch neu. Spannend vor allem natürlich die „Planetary Crisis„-Ausstellung. Auch sonst drehte sich viel um die Betrachtung der Zukunft, mit einem mal mehr, mal weniger kritischen Blick darauf, ob Wissenschaft und Technik wohl die Probleme, vor allem in bezug auf den Klimawandel, lösen könnten. Ein bisschen ironisch, wenn man sich vergegenwärtigt dass Japan eines der Länder mit der höchsten Pro-Kopf-Abfallquote ist.

Ebenfalls extrem war spannend die Beschreibung der HAYABUSA-Missionen. Da schlug mein Kosmologie-Herz so richtig, und vieles kannte ich auch noch nicht. Die Präzision und Planung waren faszinierend, und ich trödelte dort viel zu lange herum. Für das „Dome“-Theater blieb somit keine Zeit, aber ich hätte sowieso keine Tickets bekommen. Wie bei vielen richtig coolen Shows in Japan muss man hier ewig im voraus bestellen.

Ich begab mich also in das Erdgeschoss, spielte ein wenig mit Aibo und Paro, versuchte im „Zeitlinien“-Spiel die Zukunft der Welt positiv zu beeinflussen (das gelang mir nicht), und bewunderte noch ein bisschen die „Digitally Natural„-Ausstellung. Angeblich sollte in diesem Bereich auch der ASIMO zu finden sein, aber anscheinend war die Ausstellung geschlossen, oder ich habe sie einfach nicht gefunden.

Fazit

Absolut lohnenswert, wenn man mal eine andere Art der Wissensvermittlung kennenlernnen will und nicht nur an harten Daten interessiert is. Besonders für etwas ältere Kinder sicher sehr spannend, vermutlich mehr als das Naturkundemuseum in Ueno.

Ein entspannter Abend in Odaiba

Schöne Aussichten

Jetzt war der Tag auch schon fast rum. Zum Abschluss wollte ich dann noch ein bisschen die Aussicht über Odaiba von der Plattform des Telecom Centers geniessen. Das war nur ein paar Meter vom Miraikan entfernt. Der Eintritt war mit 500¥ ausgeprochen günstig, und da die Plattform bis 23 Uhr geöffnet ist, hatte ich so die Chance, den Abend und Sonnenuntergang zu erleben.

Es war tatsächlich toll. Sehr gechillt, mit wenigen Gästen, lediglich ein paar Fotografen und ein Touristen-Pärchen. Loungemusik, ein bequemes Liegesofa, und wenn man Glück hat ist sogar die Bar geöffnet – das Glück hatte ich zwar nicht, aber ich nutzte trotzdem die Gelegenheit, mich nach diesem anstrengenden Tag einfach für eine Stunde fallen zu lassen:

Abend in Odaiba

und ein leckeres Abendessen

Die Gundam-Statue in der Nacht

Nachdem es dann dunkel geworden war, machte ich mich auf den Weg zur Aqua City, das zweite Einkaufszentrum auf Odaiba. Allerdings nicht ohne noch einmal beim Diver City vorbeizuschauen, denn dort müsste jetzt die große Mecha-Show in vollem Gange sein. Das war sie auch! Das Ding blitzt und blinkt und röhrt und bewegt sich, während auf x Leinwänden alle möglichen Kampf- und Schlachtszenen abgespielt werden. Eine coole Sache, viel lustiger als ich es eigentlich erwartet hatte. Danach ging es dann aber doch zügig zu meinem letzten Ziel des Tages.

Im Aqua City wollte ich im Kua’Aina mal einen guten Burger verspeisen – vielleicht nicht sehr japanisch, aber ich hatte schon viel positives gehört. Die Freiheitsstatue direkt am Aqua City irritierte mich etwas, aber naja… Vegas hat den Eiffelturm, also warum nicht Tokia die Freiheitsstatue. Der Laden sah von aussen unspektakulär aus, aber man darf ja auch nicht nur nach dem äußeren Eindruck gehen. Ich vertilgte dort dann ein Avocado-Burger-Menü, das tatsächlich sehr gut war!

Die Freiheitsstatue in Odaiba

Danach huschte ich noch ins Einkaufszentrum, vor allem weil ich doch noch einmal aufs Klo musste. Die Geschäfte waren schon dabei, langsam zu schließen, aber ich fand trotzdem noch einen netten Souvenirladen, in dem ich ein paar kleinere Dunge für mich und Freunde kaufte – Räucherstäbchenhalter, Notizbücher, Seife und so Firlefanz. Die Verkäuferin war sehr nett und erzählte mir dass sie für einige Jahre in Düsseldorf (natürlich!) gelebt hatte. Ich hatte das Gefühl dass es ihr Spass machte ihre paar Brocken Deutsch noch einmal einsetzten zu können.

Um etwa 22 Uhr machte ich mich dann auf den Heimweg. Hier nahm ich jetzt doch die Yurikamome, denn meine Füße taten doch weh und es waren immerhin fast drei Kilometer von Odaiba bis zum Festland. Auf Rückweg machte ich noch ein paar Bilder vom Hauptbahnhof in Tokio, dort würde ich aber sowieso am nächsten Tag noch einmal hinfahren. Zufrieden, aber auch sehr müde kam ich dann so um 23 Uhr endlich wieder zuhause an.

Bilder und Videos – für weitere Informationen auf das jeweilige Bild klicken:

Bewegtes…

…und Unbewegtes