Tag 13: Nachtleben in Osaka

Nach dem Höhenflug im Riesenrad wollte ich mir an diesem Abend endlich das legendäre Nachtleben in Osaka gönnen. Das war schließlich der Hauptgrund, weshalb ich überhaupt ins Hotel umgezogen war. Nach einem kleinen Nickerchen machte ich mich dann auch schon auf den Weg. Zuerst wollte ich im berühmten Shinsekai-Viertel mal das Streetfood probieren. Von der Warnung im Artikel liess ich mich nicht abschrecken. So gefährlich würde es schon nicht werden.

Abendessen in Shinsekai

Shinsekai

Tatsächlich war so kurz nach 20 Uhr noch richtig viel los. Ich überlegte kurz den Tsutenkaku-Turm zu besteigen. Der ist so ein bisschen dem Eiffelturm nachempfunden ist und stellt die Hauptattraktion des Viertels dar.  Allerdings war hier doch eine deutlich zu lange Schlange, und mein Hunger war dann einfach zu groß.

Das Spa World ist leider nicht Tattoo-freundlich und deshalb hatte ich es gar nicht erst eingeplant. Sehr schade, da ist man in Beppu schon deutlich weiter!

Stattdessen stromerte ich ein bisschen durch die Straßen und versuchte mich zu orientieren. Es war laut und hektisch, und alles roch verdammt gut. Im Gegensatz zu Hiroshima gab es hier nicht so viele Animations-Bars, oder ich habe sie nicht gleich erkannt.

Kushikatsu
Kushikatsu

Ich landete dann irgendwann in einem dieser so verdammt gut riechenden Restaurants, das sich auf Kushikatsu spezialisiert hatte. Das sind kleine Spießchen aus allen erdenklichen Zutaten – Fisch, Meeresfrüchte, Fleisch und Gemüse, welches dann paniert und ausgebacken wird.

Es gab dort wieder eins der Smartphone-basierten Bestellsysteme, und ich ging „all-in“, wie man so schön sagt, und bestellte das „große Sortiment“. Das sah nach gar nicht so viel aus, wie man auf dem Bild sieht. Man bekommt lediglich die Spießchen, Soße zum dippen und ein bisschen Salat.

Ich war aber pappsatt, nachdem ich die 13 Spießchen vernichtet hatte. Vorsicht: speziell das Gemüse ist wirklich verdammt heiß. Ich musste also (leider 😉 ) Ein Bier und dann noch einen Sake bestellen, um die Zunge wieder zu löschen.

Nachtleben im Amemura-Viertel in Osaka

Neue Freunde in der Farplane Bar

Gut gesättigt machte ich mich auf den Weg zur letzten Station des Abends. Hierfür hatte ich mir die Farplane Bar im nahegelegenen Viertel Amemura ausgeguckt. Vorbei an dann doch recht vielen Host-Bars, aber auch an einem Werbeplakat für eine Kammermusik-Freude (sic!), musste ich doch eine Weile suchen, fand dann aber doch den Eingang.

Und das war sicher ein Highlight der ganzen Reise. Es war zwar relativ wenig los, keine Fetisch-Veranstaltung, nur ein paar Locals an der Bar. Aber ich wurde sofort herzliche empfangen und ausgequetscht. Die Menschen waren… schräg… Ein Mädel musste ihren Liebeskummer ertränken und war schon jenseits von gut und böse, ein Typ sah aus wie der archetypische Yakuza-Boss. Ein Kerl mit einem Zylinderhut versuchte mir permanent an die Möpse zu gehen und bekam genauso permanent eins auf die Finger. Netterweise erbarmte sich eins der Mädels und dolmetschte immer dann wenn Google Translate mit dem Kansai-Dialekt überfordert war.

Natürlich bestellte ich den „Penis-Cocktail“ und wurde nicht enttäuscht:

Penis-Cocktail in der Farplane Bar

(Fast-)Absturz in einer Kellerbar

So gegen 1 Uhr nachts wollte ich dann doch langsam los. Öffentlich Nahverkehr gibt es nach Mitternacht in Osaka genauso wenig wie in Tokio. Auf ein Taxi hatte ich keine Lust, die knapp 3 Kilometer zum Hotel würde ich bei dem trockenen, aber kühlen Wetter schon laufen können. Ich verabschiedete mich, nicht ohne noch Social-Media-Daten ausgetauscht zu haben, und latschte gemütlich los.

Drei Häuserblocks weiter wurde ich plötzlich von hinten angequatscht. Ein Überfall?

Nein! Die Truppe aus dem Farplane hatte zufällig denselben Weg genommen, und mit meinen schönen grünen Haaren war ich natürlich auf einen Kilometer Entfernung noch zu erkennen. Kurzerhand wurde ich (ohne große Gegenwehr) in eine Kellerkneipe abgeschleppt. Stickig, rauchig, noch alternativer. Die Bedienung war von den weißblondierten Haaren bis zu den Zehenspitzen tätowiert und hatte ihre Zähne spitz gefeilt. Ich verstand den ganzen Abend vielleicht zwei Worte. Das spielte aber keine große Rolle – wir waren alle sowieso schon viel zu betrunken.

So gegen 3 Uhr nachts machte der Laden dann doch zu, oder meine „Freunde“ wollten noch wo anders hin (ich habe es nicht rausgefunden). Für mich war es dann doch Zeit ins Hotel zu gehen, denn am nächsten Tag wollte ich gerne nach Kyoto fahren. Kurz nach vier war ich dann zuhause, mehr als nur leicht angetüdelt und mit schmerzenden Füßen, aber doch sehr happy.

Bilder – für weitere Informationen auf das jeweilige Bild klicken:

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