Nach dem sehr spirituellen, aber auch sehr nassen Erlebnis auf dem Berg Inari war mir jetzt nach etwas Vergnügen zumute. Ursprünglich hatte ich noch den alten Kaiserpalast auf der Liste gehabt, aber ich war einfach zu durchgefroren und die Füße taten mir auch weh. Ganz ursprünglich hatte ich geplant, in Kobe oder Akashi direkt eine Sake-Brauerei zu besuchen, aber das ließ der Zeitplan nicht mehr zu. Aber nicht verzagt! In Kyōto gibt es das Fushimi Sake-Village!
Blumen-Eis im (thisis)Shizen
Vor dem Besäufnis machte ich aber noch einen kleinen Abstecher in den Blumenladen (thisis)Shizen. Weniger der Blumengestecke wegen, wenngleich diese auch wunderschön waren. Nein, ganz influencermäßig hatten mich ein paar Instagram-Beiträge dorthin gelockt.
Wie fast immer, wenn es um Essen geht, speist in Japan das Auge mit. Und das war auch hier keine Ausnahme. Softeis, geformt zu zauberhaften Blumengestecken, dazu ein schöner warmer Tee, eine beruhigende Atmosphäre mit leiser, unaufdringlicher Musik. Das tat richtig gut, und es tat auch keinen Abbruch, dass das Eis selber relativ langweilig schmeckte. Schön anzusehen war es auf alle Fälle.
Ich genoss die Gelegenheit, die Füße hochzunehmen, und während ich gemütlich an meinem Tee nuckelte, versuchte ich rauszufinden, wo denn dieses ominöse Sake-Dorf genau sei, und was man da dann machen könnte.
Sake-Tasting im Fushimi Sake-Village
Nun ja, bei ersterem half Google Maps – im wesentlichen wieder zurück Richtung Fushimi (ja wer hätte das gedacht). Es war dann aber vom Bahnhof doch etwas kniffliger zu finden. Das Sake Viertel selber, in dem landete man schnell, und ich hätte mich hier schon problemlos mit einem nicht mehr zollfreien Jahresvorrat eindecken können. Zum Sake-Tasting ging es dann aber ins eigentliche Sake Village (schon verwirrt? Ich war es auf jeden Fall!).
18 verschiedene Sakes aus der Region, sauber sortiert nach Trinkempfehlung – die Gläschen sehen zwar klein aus, aber im Endeffekt war vermutlich fast zwei Flaschen Sake. Ich war also reichlich angetüdelt. Zum Glück kann man dort auch essen. Zuerst probierte ich getrocknete Fischhaut. Klingt komisch, und sieht auch komisch aus. War aber mega lecker. Danach dann eine Variation Okonomi, diesmal eher ein Eintopf, der dann aber langsam vor sich hin briet. Auch das war extrem gut.
Und natürlich der Sake! Als ich das erste Mal in Deutschland Sake trank, war ich nur mäßig begeistert. Erst als Caroline mir eine richtig gute Flasche Akashi-Tai schenkte, kam ich auf den Geschmack. Die Bandbreite sowohl qualitativ als auch vom Geschmack ist enorm. Wobei es in Japan eigentlich keinen schlechten Sake gibt. Selbst der Gekkeikan-Standard, den man in Deutschland als fast einzige Marke problemlos bekommt, ist mehr als nur okay. Finger weg von Choya und irgendwelchen Sake-ähnlichen Getränken aus China oder den USA.
Aber in Kansai, einem der Zentren der Sake-Produktion, da war es dann alles noch etwas besser, und die Auswahl in dem 18-Gläser-Sampler war sehr ausgewogen und mit Bedacht zusammengestellt. Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich nicht gleich vor Ort etwas gekauft habe. Ich war mir sicher, in Tokio die meisten der Sorten auch zu bekommen. Aber das war ein Irrtum.