Am vierten Tag meiner Rundreise ließ ich es etwas entspannter angehen. Eigentlich stand nur der Transfer nach Yufuin auf dem Programm. Da ich bis zur Abfahrt des Zuges aber noch genug Zeit hatte, entschloss ich mich, noch kurz die Burg Hiroshima bzw. das was davon noch erhalten ist, zu besichtigen.
Die Burg Hiroshima
Ich hatte wieder kein Frühstück im Ryokan bestellt, aber nach dem gestrigen Abend war ich auch noch nicht sehr hungrig. Mit dem Meipuru-pu ging es wieder zum Bahnhof, wo ich schnell mein Gepäch einschloss, und dann nach einem schnellen Frühstück in einem Cafe auch schon weiter zur Burg.
Die Burg liegt mitten in der Stadt und wurde wie der Rest Hiroshimas bei dem Atombombenabwurf restlos zerstört. Lediglich drei(!) Bäume überlebten die Explosion unversehrt und können auch heute noch besichtigt werden.
(Für Interessierte: Inzwischen ist die Radioaktivität in Hiroshima wieder auf Normalniveau gefallen. Man muss also keine Angst vor Verstrahlung haben.)
Einige Jahre nach dem Krieg wurde der Hauptturm wieder „rekonstruiert“. Im wesentlich ist es jetzt ein Betongebäude mit der original aussehenden Fassade, ähnlich wie bei der Burg in Osaka. Im Turm befindet sich (natürlich) ein Museum zu Geschichte Hiroshimas und des speziell der Burg.
Ausserdem wurde Mitte der 90er Jahre Teile des Ninomaru, also des zweiten Befestigungsrings, originalgetreu wiederhergestellt.
Vom Turm hätte man sicher einen tollen Blick über die Stadt gehabt, aber meine Zeit war dann doch zu knapp bemessen, und so beließ ich es bei einem Spaziergang durch die Anlage, und warf noch einen kurzen Blick in den benachbarten Gokoku Schrein, der nach dem Krieg von seinem ursprünglichen Ort versetzt bei der Burg wieder erbaut wurde. Dann musste ich auch schon wieder zurück zum Bahnhof.
Beim nächsten Aufenthalt in Hiroshima werde ich auf jeden Fall mehr Zeit für die Burg und die vielen anderen Sehenswürdigkeiten einplanen. Es ist eine sehr schöne Stadt und man kann dort auf jeden Fall mehrere Tage verbringen.
Auf dem Weg nach Yufuin
In Kyūshū wollte ich vor allem mal einen Tag im Onsen verbringen und hatte einfach auch Lust auf gutes Wetter. Eventuell noch ein bisschen Wandern in den Bergen rund um Beppu… Beppu selber war mir zu teuer und auch schon ausgebucht. Aber in Yufuin, etwas im Landesinneren gelegen, gab es ein kleines Ryokan, das mit einer „resident cat“ warb, das Yufuin Assi. Klar dass ich da nicht nein sagen konnte.
Der Transfer war wie immer reibungslos, mit dem Shinkansen nach Fukuoka, dann mit dem Limited Express nach Oita, dann mit einer kleinen Bimmelbahn nach Yufuin. Der letzte Teil war echte Entschleunigung. Die Bahn scheint noch aus den 50ern zu stammen, mit schön dekorierten, gemütlichen, sehr „untechnischen“ Waggons, und der Zug kroch gemütlich die enge Bergstrecke hoch und hielt gefühlt an jeder Milchkanne. Man muss also schon ein bisschen Zeit mitbringen, aber die hatte ich ja.
Yufuin selber ist eher unspektakulär. Die Lage mit den Bergen drumherum ist aber sehr schön. Das Ryokan war schnell gefunden. Man sollte sich übrigens nicht davon verwirren lassen, dass es auch noch einen (viel kleineren) Ort Yufu gibt, der ganz in der Nähe liegt, und die ganzen Ortsbezeichungen, auch in den Adressen, lustig durcheinandergewürfelt sind. Die Strassenadresse bei booking.com stimmt jedenfalls.
Im Yufuin Assi
Die letzten Übernachtungen, speziell in Matsuhima, hatten die Messlatte schon hoch gelegt. Hier wurden sie aber noch mal locker übertroffen. Die Wirtin: unendlich freundlich, obwohl sie nur Japanisch spricht, konnten wir uns problemlos mit Google translate und meinen paar Brocken Japanisch verständigen. Ein kleines Onsen ausserhalb, etwas kühler als in Sendai (danke!), das man im Prinzip nach Belieben benutzen kann, eine schöne Dusche (die allerdings nicht im Winter verfügbar ist). Und ein sagenhaft gemütliches, komfortables und schönes Zimmer, in dem ich mich sofort wohlfühlte.
Die Katze „Assi“ tauchte auch irgendwann auf. Wie im „Handbuch“ (ja, es gibt ein „Handbuch für die Katze“, wie cool ist das!) beschrieben, war sie eine kleine Persönlichkeit, sehr gesprächig und aktuell nicht sehr zum Kuscheln aufgelegt. Ich und meine Sachen wurden natürlich gleich inspiziert.
Ich duschte ausgiebig und beschloss, tatsächlich gleich das Onsen zu benutzen, denn ich war ein bisschen von der langen Fahrt geschlaucht. Danach ging es dann wieder auf Essensjagd. Inzwischen war es schon Abend, und das Projekt „Abendessen“ gestaltete sich schwieriger als erwartet. Die meisten Izakayas waren schon rappelvoll, und ich hatte natürlich wieder nicht gebucht.
Dinner, Teppanyaki Style
Im Endeffekt landete ich im Nenlin. Die Bewertungen waren zwar nur durchschnittlich, aber ich erinnerte mich daran, dassm an in Japan eigentlich nicht mehr vergiftet wird, und dass gerade Bewertungen aisiatische Gäste auch mit Vorsicht zu genießen sind, denn dort regt man sich auch gerne über ein „nicht ausreichendes Maß an Höflichkeit“ auf. Was einer Langnase vermutlich völlig verborgen bleibt.
Das Essen war tatsächlich auch sehr gut: Ich bekam rohes Fleisch und Gemüse, plus natürlich Suppe und Reis, und durfte das dann auf einem kleinen „Grill“ selber nach Geschmack garen – ein bisschen Teppanyaki light. Vermutlich hat das auch einen speziellen Namen, den ich aber nicht rausfinden konnte. Ausser mir war noch eine japanische Reisegruppe dort, die gerade „in den letzten Zügen“ lag, und es war ganz interessant zu sehen, wie man dort so feierte.
Relativ früh ging es dann zurück zur Herberge. Am nächsten Tag wollte ich dann nach Beppu, aber morgens hatte ich noch ein kleinen Ausflug zum Kinrin-ko geplant. Also wieder früh raus!