Abenteuer Hinflug

Der große Tag

Mia in der Transportbox
Mia in der Transportbox

Dienstag, 5. März, der große Tag. Es konnte nun endlich losgehen, das Abenteuer Hinflug konnte starten. Mia war schon ein paar Tage vorher zu Keiko gereist und ich war sicher sie würde das dort mehr geniessen als ihr Gemaule in der Transportbox mir zu verheißen schien. Ich hatte immerhin am Abend davor schon alles gepackt – ein großer Koffer, ein Rucksack, ein Bordkoffer – denn, man muss ja die 2×23 Kilo Aufgabegepäck auch ausnutzen. Schwäbin halt. Alle Vorbereitungen waren abgeschlossen. 行きましょう!

Der Aufbruch war tatsächlich dann nicht zu früh, wobei ich über zwei Stunden Anreise zum Flughafen Stuttgart schon echt krass finde. So von wegen „Schnellbus“. Natürlich konnte ich auch keine Busfahrkarte online erwerben – wäre ja auch zu einfach gewesen. Die passenden 9,60 EUR hatte ich jetzt auch nicht da. Da wusste ich noch nicht was mich in Japan erwarten würde. Jedenfalls, nach viel Rumgemecker und Drücken auf irgendwelche Tasten durfte ich dann „so mitfahren“. Anscheinend muss man sich nur lang genug dumm stellen…

My Happy Face (or not)
My Happy Face (or not)

Jedenfalls kam ich dann heil und mit genug Puffer an, versuchte mein Gepäck aufzugeben, klappte natürlich auch nicht weil die Bordkarte auf dem Smartphone irgendwie nicht wollte (tatsächlich hat das noch nie funktioniert…). Also habe ich das Gepäck am Schalter aufgegeben (nach der üblichen Diskussion mit den „Automatenwächtern“). Zum Glück war nicht viel los.

Security (neeeeein die Brusteinlagen sind auch diesmal keine Bomben). Kaffee. Frühstück. Ab nach Frankfurt. Ein lächerlich kurzer Sprung… Dort lief zumindest alles glatt.

So sass ich dann im Flieger, einer schönen Boeing 747, Fensterplatz, neben mir ein Japaner, in der Mitte war frei. Nice. 12 Stunden Flug, ich hatte ein bisschen Arbeit für das Orchester mit genommen. Programmtexte schreiben, ein bisschen Vorbereitung für das kommende Projekt, alles Sachen die man auch gut mit dem mickrigen Onboard-Datenvolumen machen konnte.

Das Abenteuer Hinflug wird abenteuerlicher als geplant

Der Flieger hob ab und wir waren also „airborne“. Mehr aus Gewohnheit sortierte ich meine Unterlagen. Die Bordkarten würde ich wohl kaum noch brauchen, und die Gepäcktags… Naja, ich würde meine Koffer schon wieder erkennen.

Moment… MAD… sollte da nicht HND stehen. What. The. Fuck.

Meine Gepäcktags
Meine Gepäcktags

Ich wurde plötzlich recht nervös. Google-Suche: Ja, MAD ist nicht der Code für Haneda, sondern für Madrid. Vielleicht nur ein Irrtum, bestimmt hatte man mir versehentlich die falschen Tags gegeben. Die Kabinencrew war auch dieser Meinung. Und aus den Airtags, mit denen ich so vorausschauend mein Gepäck präpariert hatte, liess sich auch noch nicht viel herauslesen. Also erst einmal entspannen, Musik hören, versuchen zu schlafen. Nun ja, im Flieger pennen, das konnte ich noch nie, schließlich habe ich ja so auch Amber kennen gelernt. Aber es war schon ganz okay.

Trotzdem, eine gewisse Unruhe blieb. Und als ich dann am nächsten Morgen die Tags noch einmal prüfte, auch Gewissheit: Mein schönes, sorgfältig zusammengestelltes Reisegepäck war jetzt in Madrid. So ein Abenteuer hatte ich für den Hinflug eigentlich nicht geplant…

Jäger des verlorenen Gepäcks

Das Meer vor Tokyo
Das Meer vor Tokio

Schön. Ich hatte also meine komplette Ausrüstung für die Rundreise nicht, während irgendeine arme Badeurlauberin mit einem Koffer voller Pullis wohl auch nicht viel anfangen konnte. Blöd, irgendwie. Aber zum Glück konnte ich mit meinen Gepäckklebern und der Information aus den Airtags die Stewards gleich überzeugen. So konnte dann schon an Bord die Rückführung angeleiert werden. Nach der Landung durfte ich dann noch einmal komplett den Papierkram erledigen – vielen Dank an die freundliche Bodenpersonalsfrau in Haneda, mit der ich eine Stunde diskutiert habe ob es nun ein blauer Rucksack in einer roten Hülle oder einer roter Rucksack in einer blauen Hülle war. Nein, ich konnte ihr nicht wirklich böse sein, diese Situation (vertauschte Tags) war wohl für fast alle „Neuland“. Letztendlich konnte ich aber die Anlieferung des Gepäcks an die richtige Adresse hinbekommen.

Ankunft

Amber :-)
Amber 🙂

Amber hatte ich schon vorab informiert, dass es wohl etwas… „komplizert“… werden

würde. Zum Glück hatte sie sowieso den Tag frei genommen und erwartete mich schon am Ausgang.

Welcome SUICA
Welcome SUICA

Wir kauften dann noch eine „Welcome Suica„-Karte – die berühmt-berüchtige Chipkarte, mit der man in Japan so gut wie alles kaufen und bezahlen kann. Die gibt es aber zur Zeit für Touristen nur in Haneda in eben der „Welcome“-Edition, die dann nach 28 Tagen automatisch abläuft.

Nun gut, eigentlich kaufte Amber die Karte für mich; mein Gehirn war Brei und mein Japanisch hätte dafür sowieso nicht gereicht.

Dann auf zur Monorail! Mein erster Eindruck – wow! Als Tübinger Landei war das für mich alles beeindruckend gut automatisiert. Noch schnell den angesammelten Abfall entsorgt… ach ne! Der Mülleimer ist nur für Flaschen aus dem Getränkeautomaten. Also gleich mal das erste Fettnäpfchen erwischt. Ich sollte fürderhin noch viel über das Thema Müll und dessen Trennung lernen.

Mampf

Nach ein paar mal Umsteigen kamen wir dann heil in Ueno an. Amber erklärte mir den Weg, aber ich fühlte mich leicht verloren, und das Gefühl hielt bis zum Ende meines Aufenthaltes mehr oder weniger an. Trotz der ausführlichen Beschilderung hatte ich meistens keine Ahnung wo ich hin musste. Panda Bridge? Iriya Gate? Zur Metro??? Puh… ganz schön wild, ich fühlte mich wie ein Abenteurer im Dschungel.

Erstes Essen in Japan :-)
Erstes Essen in Japan 🙂

Aber noch war ich ja nicht alleine. Inzwischen machte sich bei mir ein deutliches Hungergefühl breit, und da es bis zum Abendessen noch eine Weile war, ging es dann zu einem der vielen Ramen-Schnellrestaurants am Bahnhof. Amber leitete mich durch die Bestellung, zum Glück gab es einen Automaten, und auch wenn ich mehr zufällig was bestellte, war ich doch sehr zufrieden mit mir und meiner Wahl. Mein erster Eindruck: Essen in Japan ist eine sichere Sache, auch wenn man keine Ahnung hat was man so tut. Ich kämpfte etwas mit den doch sehr glitschigen Nudeln, aber irgendwann hatte ich es dann doch geschafft.

Geschafft war ich auch, und so ging es dann schnurstracks nach „Hause“. Ein Apartment mitten in Ueno, vom Bahnhof zehn, von der nächsten Metro-Station sogar nur vier Minuten entfernt. Das war extrem geschickt. Ein paar Instruktionen später (welche Schuhe trägt man wo, auf welche Knöpfe drücke ich auf der Toilette) und nach einem sehr schönen warmen Tee war ich stehend k.o. Brezelfertig, wie eine gute Freundin immer gerne so sagt.

Takahasi
Takahasi

Nach einem kurzen (oder dann doch längeren) Nickerchen war ich so weit wiederhergestellt, dass wir dann gemeinsam zum Abendessen gehen konnten. Amber hatte ein wunderbares, kleines aber feines Restaurant direkt um die Ecke ausgesucht, und ich konnte dort sieben Gänge extrem leckeres und spannendes Essen durchprobieren. (Nicht nur) Sushi, Vorspeisen, sehr guten Sake. Die Kamera hatte ich leider vergessen, so dass es keine Bilder davon gab, aber ich wollte nun auch nicht immer alles fotografieren. Ein gelungener Auftakt, und der Ärger mit dem Gepäck und dem Hinflug-Abenteuer war fast vergessen, zumal ich dann auch die Benachrichtigung bekam dass die Sachen aufgefunden und schon auf dem Weg zu mir seien. Hurra. Vor dem Zubettgehen noch ein paar Pläne für den nächsten Tag gemacht. Für den Skytree konnte ich so kurzfristig keine Karten bekommen, aber ich wollte mich sowieso erst einmal einfinden.