Die Burg Himeji ist die größte noch erhaltene Burganlage in Japan. Der grandiose weiße Komplex, der die Stadt Himeji völlig beherrscht, überstand sowohl die Wirren der Sengoku-Zeit als auch den zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet und ist das Paradebeispiel und Höhepunkt des japanischen Burgenbaus im 16. und 17. Jahrhundert.
In geradezu einzigartiger Weise vereint die Burg architektonische Schönheit mit hochentwickelten Wehranlagen, die die Burg nahezu uneinnehmbar machten. Tatsächlich wurde sie nie erobert. Wegen ihrer strahlenden weißen Außenmauern und der Form der Hauptburg ist im Japanischen auch als Shirasagijō (白鷺城), also „Weißer-Reihe-Burg“, bekannt.
In Film und Fernsehen tritt sie oft auf, wenn eine japanische Burganlage „benötigt“ wird. So auch in der Serie Shōgun, wo sie die (größtenteils zerstörte) Burg Osaka darstellt.
Tour durch die Burg Himeji
Vom Bahnhof Himeji ist es vielleicht ein halber Kilometer bis zur Burg, die schon vom Bahnhof aus unübersehbar auf einer kleinen Anhöhe thront. Bevor ich die Sakura-Brücke überquerte, erforschte ich die Außenbezirke. Dort gibt es (natürlich) einen kleinen Schrein sowie einen Park, von dem man eine ganz nette Sicht auf die Anlage hat, und der einige archäologische Schätze zu bieten hat. Ein kleiner Zoo befindet sich ebenfalls in dem Park, aber der erschien mir aus tierschutz-ethischen Gründen etwas suspekt.
Über die Sakura-Brücke und durch das Otemon betritt man die Burg. Der Eintritt ist mit 1000 ¥ absolut fair, und die zusätzlichen 50 ¥ für den dazugehörigen Garten investierte ich auch noch gerne. Man bekommt einen Guide und kann auf dem Weg an verschiedenen Stellen per Augmented Reality weitere Informationen abrufen. Insgesamt war alles sehr gut und zweisprachig dokumentiert oder konnte gut per Google Translate übersetzt werden.
Die westliche Vorburg
Die offizielle Route, der man unbedingt folgen sollte, gibt zwei Möglichkeiten vor: Entweder direkt zur Hauptburg, oder erst noch durch die Anlagen der westlichen Vorburg. Diese Option sollte man, wenn man die Zeit hat, unbedingt wahrnehmen, denn abgesehen von vielen tollen Ausblicken erfährt man einiges über das Leben auf einer Burg im feudalen Japan. Des weiteren wird die traurige Geschichte der Prinzessin Sen, der wohl prominentesten Bewohnerin der Burg, erzählt.
Man läuft die komplette Länge der Außenmauer ab, und wie auch später im Hauptturm muss man am Eingang die Schuhe ausziehen. Es empfiehlt sich also, gute Socken zu tragen.
Die Hauptburg
Durch ein Labyrinth verwinkelter Pfade und Tore, die jeden Angriff effizient zum Stehen gebracht haben dürften, erreicht man die Hauptburg. Man kommt vorbei an der „Faltfächer-Mauer„, die wegen der Form ihrer Steine und des Winkels, den sie zum Boden einnimmt, so benannt wurde. Schließlich erreicht man den Hauptkomplex, der aus einem kleinen Turm im Nordwesten und natürlich dem Bergfried besteht. Nur letzteren kann man besichtigen. Es war an diesem Tag relativ wenig los. Ich kann mir aber vorstellen dass es an anderen Tagen sehr eng werden kann, man sollte also früh da sein und ausreichend Zeit einplanen.
Man klettert bis in den sechsten Stock. Auf jedem Level erfährt man einiges über die Geschichte und vor allem die Konstruktion der Burg. Am meisten fasziniert hat mich hier, dass der gesamt gewaltige Turm von nur zwei riesigen Balken gestützt wird, um die ein Fachwerkgerüst konstruiert wurde. Ganz anders als europäische Steinburgen, aber nicht minder beeindruckend. Von den obersten Stockwerken aus hat man einen tollen Blick über die Anlage und die (weniger beeindruckende) Stadt.
Burgstall und Legenden
Auf dem Weg nach draußen kommt man am Okiku ido vorbei. Um diesen Brunnen rankt sich eine typisch japanische Geistergeschichte. Außerdem sind ein paar Shachihoko aus verschiedenen Epochen ausgestellt. Diese Fabelwesen, halb Karpfen, halb Löwe oder Drachen, befinden sich auf vielen Dächern alter japanischer Bauwerke und sollen als Schutzgeist gegen Unwetter- und Feuerschäden dienen.
Ich verbrachte bestimmt 3-4 Stunden in der Anlage. Länger als geplant, aber keine Minute langweilig, auch wenn mir die Füße dann doch ganz schön weh taten. Zur Entspannung beschloss ich, dem direkt angrenzenden japanische Garten auch einen Besuch abzustatten, da das Wetter wieder großartig war.