Die letzte Station meiner Rundreise führte mich an die Westküste in die Provinz Ishikawa, und zwar nach Kanazawa.
Durch die Alpen
Von Osaka aus ging es zuerst mit dem Thunderbird Special Express nach Tsuruga, und dann mit der erst wenige Tage zuvor eröffneten Verlängerung der Hokoriku-Shinkansen-Linie nach Kanazawa. Insgesamt eine Reise von etwas mehr als zwei Stunden. Ich plante aber etwas mehr Zeit in Tsuruga ein, um dort kurz etwas zu Mittag zu essen. Der Bahnhof in Tsuruga is ebenfalls neu, funktional und langweilig, aber es gab dort einen Konbini, in dem ich eine Bentō-Box ergattern konnte.
Die Fahrt führte dann durch die Ausläufer der Japanischen Alpen, und die Landschaft wurde immer verschneiter.
Ein schöner Nachmittag im Kenroku-en
In Kanazawa angekommen ging es dann gleich zum Hotel, diesmal mit dem Bus. Theoretisch hätte man vom Bahnhof laufen können, aber es schneite jetzt doch richtig eklig. Ich hatte vom Kapselhotel dann doch ein kleines Upgrade vorgenommen und eine Nacht im UAN Kanazawa gebucht, was sich als echter Glücksgriff erwies. Ein ausgesprochen geräumiges Zimmer mit einem großen Bad mit Whirlpool-Badewanne, die ich später auch noch nutzen sollte. Wie immer eine extrem freundliche und hilfsbereite Rezeption, auch wenn ich ohne Google Translate wohl aufgeschmissen gewesen wäre. Und der Preis war für eine Nacht auch noch im Rahmen!
Ich packte schnell aus und haute mich für eine halbe Stunde aufs Ohr. Dann ging es aber auch schon los zum grandiosen Kenroku-en, dem Japanischen Garten überhaupt. Noch toller z.B. als der Shinjuku Gyoen! Vom Hotel war es ein kurzer Weg von vielleicht 10 Minuten, die ich dann zu Fuß zurücklegte. Ich beglückwünschte mich zur schlauen Wahl der Unterkunft.
Kunstmuseum und Oyama Jinja Schrein
Museum für zeitgenössische Kunst des 21. Jahrhunderts
Nach dem Park machte ich einen kurzen Abstecher zum Museum für zeitgenössische Kunst des 21. Jahrhunderts, das direkt in der Nähe des Parks liegt. In diesem Museum interessierten mich besonders die Installationen, wie z.B. der „Swimming Pool“ von Leandro Erlich, oder „Blue Planet Sky“ von James Turrell. Leiderleiderleider war aber das Museum von dem schweren Erdbeben in der Region arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Insgesamt konnte man vielleicht ein Viertel des Museums besichtigen. Der Turrell-Raum war geöffnet, aber praktisch alle anderen Installationen waren gesperrt. Eine virtuell-digitale Ausstellung, die wohl auch schon vorher geplant war, bildete jetzt den Schwerpunkt. Auch das war nicht uninteressant, aber es wirkte alles schon sehr improvisiert.
Kleiner Tip noch: Sich in dem Haus zu verlaufen ist normal, und den Eingang nicht gleich zu finden, auch 😉
Oyama Jinja Schrein
Jetzt meldete sich der Hunger und ich steuerte das Stadtzentrum an – aber nicht ohne auf dem Rückweg noch dem Oyama Jinja Schrein einen Kurzbesuch abzustatten. Ein relativ kleiner Schrein, mit einem schönen Haupttor mit bunten Glasfenstern, und einer kleinen Wasseranlage. Das ganze erinnerte mehr an einen Park – wohl nicht ganz zufällig, denn der Schrein war der Maeda-Familie gewidmet, die ja auch den Kenroku-en erschaffen hatten.
Die winterliche Abendstimmung gab der Anlage einen ganz eigenen Reiz. Eine Tempelkatze schaute mich unverwandt an, hatte aber leider keine Lust auf Interaktion.
Abendessen im Hanano
Ich zog von dort dann direkt in die Stadt, denn jetzt hatte ich Hunger und mir war kalt. Wie immer das Problem „Essen ohne Reservierung“. Aber ich hatte Glück – mehr zufällig stolperte ich über ein kleines, aber feines Restaurant, das Hanano in einer Seitenstraße. Die Speisekarte war komplett auf japanisch, und die Preise auch eher sportlich, aber mein Reisebudget war bisher noch nicht aufgebraucht. Also „gönn dir“!
Ausser mir war nur zwei ältere Damen in dem Restaurant, und ich sollte mich im Laufe des Abends noch mehrfach an ihren Bestellungen orientieren. Always trust the locals 😉
Der Kellner wuselte sofort um mich herum und betreute mich den ganzen Abend lang ganz großartig. Ich vertraute einfach mal seinen Empfehlungen, und so hatte ich eine kleine Sashimi-Selektion, dann ein paar Meeraal-Klösschen, und dann noch gegrillte Fava-Bohnen. Plus einen regionalen Sake. Die ganze Zeit unterhielten wir uns, Englisch, Japanisch, Google. Er war sehr interessiert an Deutschland und fragte mich (höflich!) aus, und es war insgesamt ein ausgesprochen nettes Erlebnis. Normalerweise kommt man ja mit dem Servicepersonal als Ausländer nicht so leicht ins Gespräch. Ich konnte dem Koch bei der Arbeit zusehen, was ich auch mega faszinierend fand.
Abhängen im Hotel
Ich blieb viel länger als geplant im Hanano und ließ auch wesentlich mehr Yen dort als ich vorgehabt hatte. Aber meine Laune war richtig gut. Allerdings war ich immer noch ein bisschen hungrig. Da traf es sich gut, dass man im Hotel noch lecker Soba bekommen konnte (in der Übernachtung inbegriffen). Ich witschte also schnell in mein Zimmer, warf mich in die Yukata (wenn schon denn schon!) und verschnabulierte noch eine große Schüssel köstliche Suppe. Etwas bodenständiger als im Restaurant, aber genau so gut.
Es gab dann noch die Möglichkeit, ein paar regionale Sakes zu probieren, und auch das nahm ich natürlich gerne war, denn müde war ich auch noch nicht, und ich wollte am nächsten Tag auch noch Sake kaufen. Das war dann (zum Glück!) etwas weniger heftig als im Fushimi Sake Village. Nur drei sehr gute regionale Sakes, dazu ein paar kleine Snacks – ideales Abendprogramm, bevor es dann aufs Zimmer ging, für die letzte auswärtige Übernachtung.