Tag 5: Gōtoku-ji – der Katzentempel

Der „Katzentempel“ Gōtoku-ji liegt im Bezirk Setagaya, Die Anlage wurde im 17 Jahrhundert zur Edo-Zeit errichtet. Um die Geschichte rankt sich eine hübsche Legende:

Im 17. Jahrhundert der Edo-Zeit lebte ein armer Mönch in einem kleinen heruntergekommenen Tempel in Setagaya. Trotz seiner Armut nahm er Katzen in den Tempel auf und teilte seine mageren Mahlzeiten mit ihnen. Eines Tages war Fürst Naotaka Ii aus dem Bezirk Hikone auf der Jagd, als plötzlich ein Sturm aufkam und er sich unter einem mächtigen Baum in der Nähe des Tempels in Sicherheit brachte. Er bemerkte am Eingang des Tempels eine Katze mit dem Namen Tama, die eine Pfote hob, als würde sie ihn zum Tempel herbeiwinken wollen. Neugierig verließ er seine Deckung und ging zum Tempel, um die seltsame Katze besser zu sehen. In dem Moment, als er den Tempel erreichte, schlug ein Blitz in den Baum ein, unter dem der Fürst zuvor stand. Dabei zerstörte er den großen Baum vollends. Naotaka Ii war so dankbar, dass er sich zum Patron des Tempels erklärte, ihn renovierte und ihn in seinen Familientempel umwandelte.
Naotaka Ii
Naotaka Ii

Tama-San bzw. einen seiner Nachfahren habe ich dort tatsächlich getroffen, aber er hatte keine Lust sich fotografieren zu lassen. Katze halt…

Setagaya

Am Bahnhof Gotokuji
Am Bahnhof Gotokuji

Man kann mit einer speziell dekorierten „Maneki-Neko“ Bahn dorthin fahren, aber diese verkehrt nicht sehr häufig und ist dann auch extrem überfüllt. Ich fuhr daher mit der Odawara-Linie zum Bahnhof Gōtoku-ji. Dort angekommen, erwartete mich eine völlig andere Welt als in Marunouchi. Kleine Läden, enge Straßen, ein Wohngebiet, das fast an Italien gemahnte – ein echtes Vorstadtleben. Kaum zu glauben, dass Setagaya tatsächlich der bevölkerungsreichste Bezirk der Präfektur Tokio ist!

Ich schlenderte durch die Straßen. Zur Mittagszeit war nicht sehr viel los, und ich erreichte den Tempel in ein paar Minuten. Verglichen mit Asakusa oder dem Meji-Jingu war es sehr friedlich. Ich war überrascht so wenige Touristen zu treffen. Vermutlich, weil der Tempel doch etwas abseits der üblichen Routen liegt und auch nichts anderes sehenswertes in der Nähe liegt.

Maneki-Neko im Gōtoku-ji

Die Maneki Neko am Eingang zum Innenbereich
Meine persönliche Maneki-Neko
Meine persönliche Maneki-Neko

Der Tempel an sich ist eine typische buddhistische Anlage, mit einem schönen Garten und ein paar interessanten Laternen. Auf der Anlage befindet sich unter anderem eine 2006 renovierte dreistöckige Pagode und eine historische Glocke. Die Hauptattraktion ist aber natürlich der Shofuku-den, der Schrein, der der Winkekatze gewidmet ist.

Auf diversen Regalen sitzen also über 2000 Maneki-Neko in allen Größen! Man kann im Laden selber eine Maneki-Neko kaufen und sie dort abstellen, zusammen mit einem Wunsch (den man nicht auf die Katze schreibt, sondern auf ein separates Holzbrett). Ich nahm mein Exemplar aber lieber als Souvenir mit nach Hause, und jetzt steht es neben Hubis Urne und beide passen auf uns auf – der Dicke war ja auch eine kleine Glückskatze. Man sollte jedenfalls nicht zu spät im Laden sein, als ich so um 15 Uhr ankam gab es pro Person nur noch eine Katze, und viele Größen waren auch schon nicht mehr erhältlich. Schade, ich hätte gerne noch ein paar als Geschenk mitgenommen.

Miyanosaka Bahnhof
Miyanosaka Bahnhof

Ich genoss das schöne Wetter noch für eine Weile, schöpfte Wasser aus dem Brunnen und hoffte außer Tama-San noch mehr Katzen zu treffen, die waren aber wohl gerade alle beschäftigt. So gegen vier Uhr machte ich mich dann wieder auf die Socken, diesmal zur Haltestelle Miyanosaka, wo ich dann die Straßenbahn nahm. Das war dann noch etwas mehr Entschleunigung, und ich fühlte mich in einen Anime versetzt.

Insgesamt ein sehr schöner Ausflug abseits der ausgetretenen Touristenpfade, den ich jedem (nicht nur) Katzenliebhaber sehr ans Herz legen möchte. Der Eintritt in den Tempel ist frei und die Anlage ist bis 18 Uhr geöffnet.

Bilder – für weitere Informationen auf das jeweilige Bild klicken:

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